Samstag, 5. November 2011

Cortisone - Einsatz nicht immer sachgerecht

Als Hautmittel nehmen kortisonhaltige Cremes, Salben oder Lotionen in der Therapie eine wichtige Rolle ein. Aber auch hier können sie Hautkrankheiten nicht heilen - sie unterdrücken lediglich die störenden Symptome, wie zum Beispiel Entzündungen und den Juckreiz, allergische Pickelchen oder von rauhen, trockenen Hauarealen. Falsch eingesetzt, können sie Erkrankungen sogar verschlimmern, zum Beispiel bei Virusinfekten [Herpes].

Im Jahre 1995 wurden insgesamt 255 Millionen Tagesdosen von Kortision-Monopräparaten für die äußere Anwendung verordnet. Die Ausgaben für die gesetzliche Krankenversicherung betrug etwa 125 Millionen Euro. Immer wieder finden sich in der Literatur  Hinweise darauf, daß diese Mittel zum Teil zu lange und bei möglicherweise zweifelhaften Indikationen verwendet werden.

Auffällig ist, daß stark wirkende Corticosteroide am häufigsten eingesetzt werden. Damit steigt die Gefahr der typischen Kortision-Nebenwirkungen: die dünner werdende Haut (Hautatrophie) gehört zu den bedenklichsten. 

Knapp die Hälfte aller verordneten Mittel zählt zu den stark und sehr stark wirksamen Cortisionen. Nur etwa 15 Prozent enfallen auf Salben oder Cremes mit schwach wirksamen Corticosteroiden wie Hydrocortision.

Stark wirksame Corticoide werden durch den Arzt in der Regel bei hochakuten Hauterkrankungen eingesetzt, aber nur kurzfristig. Die weitere Behandlung sollte immer mit einem schwächeren, gerade noch wirksamen Mittel erfolgen, um Nebenwirkungen in Grenzen zu halten.

Hydrocortison durchdringt die Haut nur zu etwa 1 Prozent. Nebenwirkungen treten daher nur selten auf. Dies war vermutlich der Grund, daß die äußerliche Anwendung einer niedrig konzentrierten Zubereitungsform aus der Rezeptpflicht entlassen worden ist.

Quelle: Stiftung Warentest, test SPEZIAL, Kosmetik, Alles für die Haut, Heft 9802, S. 52


Freitag, 4. November 2011

Cortisone - Keine Heilung

Bei der Unterdrückung von Symptomen wirken Cortisone schnell und zuverlässig. Die Heilung einer Erkrankung ist aber nicht möglich. Ohne Kortision kehren viele Symptome wieder.

Dennoch: Solche Wirkungen sind häufig ein Segen. Sie ermöglichen zum Beispiel bei schmerzhaften rheumatischen Beschwerden oder auch Asthmatikern (Asthma-Sprays) ein weitgehend erträgliches Leben.

Die therapeutische Bedeutung der (Glucocorticoide) liegt vor allem in ihren entzündungshemmenden, antirheumatischen, antiallergischen und unterdrückenden Wirkungen auf das Immunsystem. Stärker wirkende Mittel werden vorzugsweise als Tabletten oder Spritzen eingesetzt. Eine Hoffnung hat sich allerdings nicht erfüllt: Die Präparate führen nicht zu einer Verminderung der Nebenwirkungen.

Insbesondere in der Orthopädie wurden und werden Cortisone sehr häufig eingesetzt. Vielfach ist von mißbräuchlicher Anwendung die Rede. Ein bekanntes amerikanisches Pharmakologiebuch zitiert den zynischen Spruch, Rheumatiker könnten mit Hilfe des Kortisions immerhin noch in die Pathologie laufen.
  
Quelle: Stiftung Warentest, test SPEZIAL, Kosmetik, Alles für die Haut, Heft 9802, S. 51

Donnerstag, 3. November 2011

Cortisone - Im Ruf des Alleskönners

Kortisone (Glucocorticoide) sind, richtig eingesetzt, unverzichtbar bei rheumatischen Erkrankungen, insebesondere dem akten rheumatischen Fieber mit Entzündung des Herzens (Karditis) und vielen Formen des fortschreitenden Rheumas. 

Dies gilt außerdem bei allergischen Reaktionen, zum Beispiel dem lebensbedrohenden anaphylaktischen Schock; Nierenerkrankungen, Blutkrankheiten; Lebererkrankungen, wie bestimmten Formen der Leberentzündung; Lungenerkrankungen, zum Beispiel bei chronischen Atemwegserkrankungen (Asthma); Magen-Darm-Erkrankungen (Marbus Chrohn); Erkrankungen des Nervensystems; Augenerkrankungen (Entzündung des Sehnervs); Hauterkrankungen, (Exzemen oder Schuppenflechte/ Psoriasis); Tumorerkrankungen, wie zum Beispiel bei Leukämien; Hirnödemen, insbesondere bei tumorbedingtem Hirnödem; schweren Schockzuständen und Transplantationen.

Quelle: Stiftung Warentest, test SPEZIAL, Kosmetik, Alles für die Haut, Heft 9802, S. 51

Mittwoch, 2. November 2011

Cortison ohne Rezept

Wer ein leichtes (Hydro-) Cortisionmittel gegen Juckreiz oder zur Behandlung eines Exzems benötigt, kann sich den Umweg über den Arzt sparen. Die Rezeptpflicht ist zunächst für Hydrokortison-Salben mit einer Dosierung bis 0,25% und später bis 0,50% entfallen.

Wie Hämorrhoidensalben, Massageöl, Nasentropfen oder leichte Kopfschmerzmittel sind diese frei in der Apotheke zu kaufen.

In ihrer "Informationsreihe für Patienten" meldete die industrienahe Deutsche Haut- und Allergiehilfe Beruhigendes und fordert uns auf, "Kortision ohne Angst" zu betrachten und mahnt gleichzeitig, "Kortision mit Verstand" anzuwenden. Moderne äußerliche Kortisionsalben, - cremes und -lotions seien sogar "für die Verwendung bei Kindern geeignet". In den Beispackzetteln jedoch steht, daß die Mittel zumindest für Kinder unter sechs Jahren nicht verwendet werden sollen. Gesagt wird auch: "Beachten Sie genau die Anweisungen des Arztes."

Doch dieser muß nicht mehr gefragt werden. Dieses überfordert Patienten vielfach. Denn Einschränkungen und Risiken sind bei dieser Präparategruppe strikt zu beachten. Sich an die von Expertenkommissionen festgelegten Sicherheitsregeln zu halten, dürfte manchem auch deshalb schwerfallen, weil Kortison hochwirksam ist, einen schnellen und zunächst unproblematischen Erfolg verspricht und gegenüber Alternativmedikamenten die bequemere Lösung darstellt.

Viele haben Angst vor Cortision. Dies geht auf die unübersehbaren Nebenwirkungen zurück. Das vom Cortision gezeichnete ausdruckslose runde "Vollmondgesicht" (Cushing Syndrom) des französischen Staatspräsidenten George Pompidou (1911 - 19174) in seinen letzten Lebensjahren mag manchem noch vor Augen stehen.


Quelle: Stiftung Warentest, test SPEZIAL, Kosmetik, Alles für die Haut, Heft 9802, S. 51

Dienstag, 1. November 2011

Cortisone - Im Prinzip natürlich

Die Herstellung von Hydrocortison gelang dem amerikanischen Chemiker E.C. Kendall erstmals 1938. Er erhielt dafür 1950 zusammen mit dem Arzt P.S. Hench den Nobelpreis. 

Hydrocortison (Cortisol) wurde zuvor aus Ochsennebennieren gewonnen – 1 Gramm aus 9 Zentnern

Im Überschwang der therapeutischen Erfolge mit Hydrocortision, vor allem bei Gelenkrheuma, wurde das Mittel bei immer weiteren Krankheiten innerlich und in immer höheren Dosierungen über lange Zeit angewendet. 

Als Folge traten bei vielen Patienten Nebenwirkungen auf wie Stoffwechselstörungen (Cortisol wirkt zum Beispiel diabetisfördernd), Oesteoporose und erhöhte Knochenbrüchigkeit, Steoridakne sowie [vor allem] dünner werdende Haut, Vollmondgesicht und Stiernacken. Cortisone gehören in die Gruppe der Hormone, die in der Nebennierenrinde gebildet werden. Der im Prinzip „natürliche“ Charakter der Wirksubstanz wird deshalb häufig hervorgehoben. 

Die Hormone aus der Nebennierenrinde sind auch als „Streßhormone“ bekannt. Sie steuern das Gleichgewicht des Organismus unter Belastungen. Hohe Cortisolmengen im Blut deuten auf hohe Streßbelastungen hin, zum  Beispiel durch Lärm. Cortisol erhöht weiter den Eiweißabbau und den Blutzuckerspiegel, es hat antientzündliche Wirkungen und euphorisierende Auswirkungen auf die Psyche.

Quelle: Stiftung Warentest, test SPEZIAL, Kosmetik, Alles für die Haut, Heft 9802, S. 53